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Medienpreis,

Caroline Nokel und Karin de Miguel Wessendorf
2022 DNK Medienpreis Caroline Nokel und Karin de Miguel Wessendorf

Karin de Miguel Wessendorf © Thomas Schaekel; Caroline Nokel © privat

Würdigung

Das Ende der fossilen Ära des Kohleabbaus ist beschlossene Sache. Und doch fordert das absehbare Ende der Kohleförderung weiterhin Opfer. Eine alte Kulturlandschaft ist vom Untergang bedroht. Die Autorinnen Caroline Nokel und Karin de Miguel Wessendorf sehen genau hin und stellen in einem multimedialen Projekt einen speziellen Folgeaspekt des Braunkohlenabbaus dar: Die Zerstörung jahrhundertealter Bauten im Abbaugebiet Garzweiler II am Beispiel von Kirchen. Sie gehen sehr sensibel auf die Gefühle und Verluste für Betroffene ein, die mit dem Verschwinden von Kirchenbauten als heimatliche Orte verbunden sind. Im Mittelpunkt stehen die zunächst weiter existierende Heilig-Kreuz-Kirche in Alt-Keyenberg und der bereits dem Bagger zum Opfer gefallene „Immerather Dom“. Welche Rolle spielt hierbei die katholische Kirche? Hat sie etwa vorschnell die Entweihung von alten Kirchen beschlossen und die Gotteshäuser zum Abriss an den Betreiber des Braunkohletagebaus anheimgegeben?
Die Landesregierung NRW hat im Jahre 2021 beschlossen, Keyenberg vorerst nicht abzubaggern. Dennoch will der örtliche katholische Pfarrer – anders als zunächst der Bischof in Aachen – die 1300 Jahre alte Kirche entwidmen. Die Pläne des Pfarrers richten sich voll auf die Zukunft im neuen Ort. Gottesdienste finden nur noch dort und nicht mehr in der Kirche in Alt-Keyenberg statt. Im Gespräch mit zwei im Altort verbliebenen Familien wird daher auch die Rolle der katholischen Kirche bei der Entwidmung und dem Abriss des Kulturguts Kirche kritisch und engagiert thematisiert.
Am Beispiel der Kirchenbauten belegen die Autorinnen die hohe Bedeutung von Kulturdenkmalen. Die Beiträge auf verschiedenen Plattformen, von der Dokumentation, dem Hörfunkbeitrag bis Youtube, sind differenziert, aber mit dem Herzen auf Seiten der alten Bausubstanz. Sie zeigen aber auch den Aufbruch, den es durch den Bau der neuen Kirche und Häuser für die umgesiedelten Menschen am neuen Ort gibt.
Deutlich wird im Gespräch mit den im Altort verbliebenen Personen aber, wie wichtig es ist, dass gerade eine Institution wie die Kirche bei der Entwidmung und dem Abriss eines identitätsstiftenden Kirchenbaus die Menschen vor Ort begleitet und mitnimmt. Ein Kernsatz des Beitrags der Autorinnen kommt in einer Aussage eines Altbewohners nach der Abbaggerung des „Immerather Doms“ zum Ausdruck:
„Ich habe das nicht begriffen, dass man diese Kirche abreißt. Und wenn man so Sachen einfach verschwinden lassen kann, dann weiß man ja gar nicht, was hat im Leben überhaupt noch Bestand?“
Caroline Nokel und Karin de Miguel Wessendorf zeigen auch handwerklich eindrucksvoll, was es bedeutet, wenn die Heimat dem Braukohleabbau geopfert wird. Sie belegen die enorme Bedeutung von Denkmalen wie Kirchen, deren Zerstörung schmerzlich ins Leben der Menschen eingreift. Dafür gebührt ihnen der Deutsche Preis für Denkmalschutz 2022 in der Kategorie Medienpreis.

Biografien

Caroline Nokel
Arbeitsschwerpunkte

Caroline Nokel arbeitet als Autorin für den Hörfunk und das Fernsehen, vor allem lange Radiofeatures und Fernsehdokumentationen für den WDR, SWR, NDR, arte und Deutschlandfunk Kultur. Ihr Schwerpunkt liegt auf gesellschaftspolitischen Themen wie Migration, Nachhaltigkeit und Entwicklungszusammenarbeit. Ausgezeichnet wurde sie u. a. mit dem Journalistenpreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 2020, mit dem Salus Medienpreis 2019 und mit dem Sonderpreis der Jury des Festivals Naturvision 2018.

Ausgewählte Veröffentlichungen
  • Die neue Lust am Traden – Zockerei oder seriöse Geldanlage?, 30 min, Deutschlandfunk Kultur 2022
  • Lasst die Kirche im Dorf! Gespaltene Gemeinden im Braunkohlerevier, 30 min, ARD 2021
  • Kirche oder Kohle? Wenn die Heimat zerstört wird, 29 min, WDR 3 & WDR 5 2021
  • Die Börse in der Hosentasche – Junge Erwachsene und die Lust am Spekulieren, 24 min, SWR 2 2021
  • Die Corona-Impfung, meine Schwester und ich, 29 min, WDR 3 & WDR 5 2021
  • Schmutzige Geschäfte mit unserer Rente, 45 min, ARD die story 2020
  • Das Eigene und das Fremde, 25 min, WDR 2019
  • Nachhaltiges aus dem Labor – was wir in Zukunft essen werden, 30 min, Deutschlandfunk Kultur 2019
  • Wie schaffen wir die Agrarwende?, 52 min, arte 2019
  • und vieles mehr
Auszeichnungen
  • Journalistenpreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 2020 für „Nachhaltiges aus dem Labor – was wir in Zukunft essen werden“, 30 min, Deutschlandfunk Kultur Zeitfragen
  • nominiert für den Ernst-Schneider-Preis 2020 mit „Wie schaffen wir die Agrarwende?“
  • Salus Medienpreis 2019 für „Wie schaffen wir die Agrarwende?“
  • Sonderpreis der Jury des Festivals Naturvision 2018 für „Konzerne als Retter? Das Geschäft mit der Entwicklungshilfe“
  • nominiert für den Ernst-Schneider-Preis 2018 mit „Das ist Entwicklungshilfe, die Hunger macht“
  • Journalistenpreis des Bunds der Steuerzahler NRW 2010 für „Es gibt keinen Skandal – die Steuerfahnderaffäre in Hessen“
  • Nachwuchspreis des deutsch-französischen Journalistenpreises 2003 für „Paris-Leuna“

 

Karin de Miguel Wessendorf

Karin de Miguel Wessendorf arbeitet seit 2008 als freiberufliche Journalistin, Dokumentarfilmerin und Autorin von Fernsehdokumentationen und Radiofeatures für öffentlich-rechtliche Sender wie ARD, WDR, SWR, hr, NDR und arte.
Sie wurde 1974 in Barcelona geboren und studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Germanistik und Romanistik in Barcelona, München und Köln. Ihre Filme liefen auf internationalen Festivals und sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen unter anderem den Best international Feature Award beim Planet in Focus Festival in Kanada, den Best Story Award auf der Natourale in Wiesbaden (Filmfestival für Dokumentationen, Reportagen, Werbe- und Spielfilme aus den Bereichen Natur, Umwelt, Reise und Tourismus) und den Grand Prix im Green Image Festival in Japan für ihr Kinodebüt „Die rote Linie – Widerstand im Hambacher Forst“. Für die Fernsehreportage „Generation Waldbesetzer“ wurde sie 2022 für den GRIMME-Preis in der Kategorie Kinder und Jugendliche nominiert.
Ihre Filme handeln oft von Menschen, die sich gegen den Klimawandel engagieren oder von nachhaltigen Formen des Zusammenlebens und des Wirtschaftens.

Auszeichnungen
  • 2014 Faire-Milch-Journalistenpreis für den Film „Die Milchrebellen“

Für den Film „Weniger ist mehr – Die Grenzen des Wachstums und das bessere Leben“:

  • 2013 Alternativer Medienpreis
  • 2013 Ekotopfilm-Preis
  • 2011 Publizistikpreis Senioren für das Radiofeature „Den kriegen wir durch!“