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Die Silberne Halbkugel,

Gesellschaft der Freunde Theater Altes Hallenbad Friedberg/Wetterau e. V.
2022 DNK Silberne Halbkugel Gesellschaft der Freunde Theater Altes Hallenbad Friedberg/Wetterau e. V.

Gruppenfoto © privat

Würdigung

Historische Stadtbäder sind oft prachtvolle Tempel der Hygiene mit einer die fortschrittliche Fürsorglichkeit einer Stadt feiernden Pracht und Ikonographie. Nur an wenigen Orten hat dieser Bautyp Zerstörungen, Modernisierungen und Nutzungsverluste intakt überstanden. Bau-, Hygiene-, Sport- und Inklusionsnormen machen heute den Badebetrieb oft unmöglich oder unwirtschaftlich. Insofern ist die Nachnutzung für andere gemeinschaftliche Zwecke eine gute denkmalpflegerische Lösung. Allerdings erfordert sie Initiative sowie Investitions- und Unterhaltungskosten.
Als glücklich darf die Stadt Friedberg in der Wetterau bezeichnet werden, wo 2009 eine Gesellschaft „von Bürgern für Bürger“ das schon Jahrzehnte stillgelegte Jugendstilbad für 66 Jahre übernahm. Nach Sanierung und Umbau ist das „Alte Hallenbad“ seit 2013 ein von einer gemeinnützigen GmbH betriebenes Kulturzentrum mit einer Theaterbühne. Renovierung und Restaurierung wurden kontinuierlich fortgesetzt und stehen vor dem Abschluss. Die Stadtgesellschaft mit ihren Bürgerinnen und Bürgern, Firmen, der Bund, das Land sowie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz finanzieren das Projekt.
Die Silberne Halbkugel würdigt die „Gesellschaft der Freunde Theater Altes Hallenbad Friedberg/Wetterau e. V.“ für ihr enormes Bürgerengagement zur langfristigen Verantwortung für ein großes Baudenkmal, für den denkmalgerechten Umbau und einen professionellen Betrieb des Kulturzentrums mit vielfältigem Programm.

Selbstdarstellung

In Friedberg (wenige Kilometer nördlich von Frankfurt) warten viele spannende Orte auf Entdeckung. In der Haagstraße 29 – in der Nähe der gotischen Stadtkirche, des Wetterauer Museums, der katholischen Marienkirche, des mittelalterlichen roten Turmes – hielt das alte Jugendstilbad fast 30 Jahre lang einen Dornröschenschlaf. 1909 eröffnet, wurde es seit 1980 nicht mehr gebraucht. Glücklicherweise wurde es 1985 unter Denkmalschutz gestellt. Erst 2007 haben einige engagierte Friedberger Bürgerinnen und Bürger den Verein „Gesellschaft der Freunde Theater altes Hallenbad Friedberg/Wetterau“ gegründet und treiben seitdem die Sanierung und Umwandlung des Bades zu einem Kulturzentrum voran.
Bereits ein Jahr nach der Gründung zählte er mehr als 1.000 Mitglieder. Nachdem der Verein 2009 in einem Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Friedberg für 66 Jahre die Übernahme regeln konnte, wird das Haus seit 2013 saniert. Parallel dazu finden mittlerweile ganzjährig Kulturveranstaltungen statt.
Die Wirtschaftlichkeit des Vereins kann nur durch das ehrenamtliche Engagement seiner Mitglieder und seiner Gremien gewährleistet werden. Das Rückgrat dieses ehrenamtlichen Engagements bildet ein rund 25-köpfiges Helferteam.
Das Kulturprogramm organisiert eine ehrenamtliche, unbezahlte, etwa 15-köpfige „Kultur-AG“. Wo sonst professionelle Geschäftsleute und Führungskräfte im Eventmanagement tätig sind, gibt es im Haus ein gutes Dutzend engagierter Kulturbegeisterte, die von Gagenverhandlungen und Thekendienst, über die Technik, Zuschussanträge und Catering alles ehrenamtlich organisieren und durchführen. Die heterogene Gruppe von Geschäftsleuten, Angestellten, Kulturtreibenden, Rentnerinnen und Rentnern treffen sich alle zwei Wochen, um kollegial/kollaborativ über alle Fragen der Programmgestaltung zu entscheiden. Ungefähr 50 Konzerte, Theateraufführungen, Feiern und Lesungen werden im Jahr angeboten, beworben unter dem Titel „Kulturtaucher“. Es bildete sich sogar ein eigenes Opernensemble im „Alten Hallenbad“, das überwiegend im Herbst eine Eigenproduktion präsentiert. Zuletzt stand „Le Nozze di Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programmzettel. Darüber hinaus können auch andere Kulturinitiativen und Interessierte das „Alte Hallenbad“ mieten. Vor der Pandemie zogen die Veranstaltungen im Theater „Altes Hallenbad“ jährlich über 6.000 Besucher aus Friedberg und der näheren und weiteren Umgebung bis nach Mittelhessen und das Rhein/Main-Gebiet an.
Ziel ist es der Kreisstadt Friedberg ein breites, qualitativ hochwertiges Kulturprogramm zu annehmbaren Preisen anzubieten. Für uns ist „Kultur keine Delikatesse für Feinschmecker, sondern Brot für alle“ (Monika Grütters).
Die Revitalisierung des „Alten Hallenbades“ war und ist nicht nur notwendig, weil die Stadt Friedberg und durch den Erbbaurechtsvertrag auch der Verein „Gesellschaft der Freunde Theater Altes Hallenbad“ eine Verantwortung für das Kulturdenkmal haben. Vielmehr geht es auch um die Zukunft der Innenstadt. Denn größere Städte laufen Gefahr, ihre Zentralfunktion zu verlieren. Sie müssen sich zum belebten und attraktiven Erlebnisraum erweitern, wenn die lebendige Innenstadt das Ziel bleiben soll. Die kulturelle Vielseitigkeit bestimmt nicht nur die Attraktivität einer Stadt, sie ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Impulsgeber für die dynamische Entwicklung von Städten. Das Theater „Altes Hallenbad“ hat sich schon zum kulturellen Fixpunkt im Herzen der Stadt entwickelt und als Kulturdenkmal „Altes Hallenbad“ mit flexibel nutzbaren Räumen trägt es maßgeblich zur Belebung der Innenstadt von Friedberg bei.
Außerdem trägt das ehemalige städtische Schwimmbad, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg zehntausende Schülerinnen und Schüler in der „Schulstadt Friedberg“ schwimmen gelernt haben, in seiner neuen Nutzung als Theater zur Identifikation der Bewohner mit ihrem Ort bei.

www.aha-friedberg.info