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Medienpreis,

Karsten Gravert, Nicole Blacha
2021 DNK Medienpreis Karsten Gravert, Nicole Blacha

Karsten Gravert (links), Nicole Blacha (rechts)

Würdigung

Im Sommer 2020 hatte die Black Lives Matter-Bewegung als Ziele ihrer Wut Denkmäler kolonialer Herrschaft ausgemacht: Vielerorts in der Welt wurden Statuen von Sklavenhändlern und Kolonialherren, Generälen und Entdeckern gestürzt, zerstört, ins Wasser geworfen oder von Behörden abgebaut. Auch in der Bundesrepublik stehen seither Denkmäler mit Zeugniswert für die Kolonialherrschaft des Deutschen Reiches in der Kritik und unter Druck.
In der Sendung wurden Experten und Aktivisten befragt, was es für die kollektive Erinnerung bedeutet, wenn Helden der Vergangenheit mit den moralischen Maßstäben der Gegenwart gemessen werden und wo man eine Grenze ziehen sollte. Die Dokumentation diskutiert Hintergründe, beschreibt Motive der anti-kolonialen Aktivist*innen und lässt Gegner*innen der Denkmalstürze zu Wort kommen. Sie verfolgt die Debatten um das Afrikanische Viertel oder den Hererostein in Berlin, um das Bismarck-Denkmal und den Tansania-Park in Hamburg. Gezeigt wird das ehemalige Proviantmagazin der Zitadelle Spandau, wo abgebaute politische Denkmäler aufbewahrt werden.
Die Dokumentation leistet einen Beitrag zur Auseinandersetzung über zeitgemäße Formen kollektiver Erinnerungskultur im öffentlichen Raum. Das polarisierende Thema wird angemessen und respektvoll behandelt. Bemerkenswert sind die Ruhe und der Tiefgang, mit der die gegensätzlichen Positionen zu Wort kommen. Die Zuschauer erfahren so, dass es keine einfachen Lösungen gibt, dass zwischen dem Vernichten der Erinnerungsmale an unsere rassistischen und kolonialistischen Geschichtsepochen und einem ignorierenden Beschweigen dissonanter Denkmäler und Straßennamen Aushandlungsprozesse notwendig sind.

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Biografien

Karsten Gravert

Karsten Gravert, geboren 1973, wuchs in Hamburg auf und studierte in Marburg, Moskau und Berlin Literatur- und Theaterwissenschaften. Nach einem Volontariat beim Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig ging er zur Kobalt Productions GmbH nach Berlin und verantwortete dort die Reportage- Rubrik des Zeitgeist-Magazins „Polylux“ (ARD). Er leitete bei Kobalt das Theatermagazin „Foyer“ (3sat) und das europäische Kulturmagazin „Metropolis“ (ARTE). Er entwickelte die Grimmepreis-nominierte Feuilletonsendung „Kulturpalast“ (3sat). Als Leiter des Kulturbereichs bei Kobalt produziert er zurzeit vor allem diskursive Kulturdokumentationen für 3sat, in denen aktuelle Themen an der Schnittstelle zwischen Politik und Kultur kontrovers diskutiert werden.

Nicole Blacha

Nicole Blacha (1990) ist eine deutsch-polnische Journalistin und Autorin.
Im Anschluss an ein Bachelorstudium der Europäischen Medienwissenschaften in Potsdam und Madrid, studierte sie Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin. Nach Praktika beim ARTE Journal und in dem ARD Studio Warschau, hat sie ein Volontariat bei Kobalt Productions gemacht. Seit 2020 arbeitet sie dort als Redakteurin in der Kulturredaktion. Als Autorin hat sie Beiträge und Reportagen realisiert, u. a. für ARTE Metropolis, 3sat Kulturpalast, ARTE TRACKS und ARTE Re:.