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Die Silberne Halbkugel,

Kirchberger Natur- und Heimatfreunde des NABU Deutschlands Ortsgruppe Kirchberg e. V.
2020 DNK Silberne Halbkugel Kirchberger Natur- und Heimatfreunde des NABU Deutschlands Ortsgruppe Kirchberg e. V.

Die Kirchberger Natur- und Heimatfreunde auf dem Vereinsgrundstück Zechenplatz © privat

Würdigung

84 Hektar Wald, 84 Hektar Geschichte des Bergbaus in Sachsen. Der „Hohe Forst“ bei Kirchberg im Landkreis Zwickau ist ein Gebiet, das aufgrund seiner Silber- und Kupfererze immer wieder Bergleute angezogen hat. Eine ganze Stadt, die Bergstadt Fürstenberg, entstand am Ende des 13. Jahrhunderts direkt im Abbaugebiet, geschützt durch eine Wallanlage und eine Turmhügelburg und umgeben von den Spuren des unterirdischen Abbaus, den Zugängen zu den Schächten und den Abraumhalden. 100 Jahre später verließen die Menschen die Stadt wieder, sie fiel wüst. Ihre Spuren stehen heute als eines der wichtigsten montanarchäologischen Denkmale in Sachsen unter Schutz. Doch die Menschen kamen immer wieder, im 16. und im 18. Jahrhundert und zuletzt in den 40er Jahren des 20. Jahrhundert auf der Suche nach Wolframit. Sie alle hinterließen ihre Spuren im Hohen Forst und sind heute Teil einer über 700jährigen Bergbaugeschichte.

Seit Anfang der 1980er Jahre kümmert sich der heutige Verein „Kirchberger Natur- und Heimatfreunde des NABU Deutschlands Ortsgruppe Kirchberg e. V.“ um dieses große Flächendenkmal. Zunächst als Arbeitsgemeinschaft von Natur- und Heimatfreunden durch den heutigen Vorsitzenden Wolfgang Prehl ins Leben gerufen, schloss sich die Arbeitsgemeinschaft 1991 dem NABU-Landesverband Sachsen e. V. als Ortsgruppe an. Die drei großen Schwerpunkte sind Altbergbau, Naturschutz und Heimatgeschichte und so arbeitet der Verein eng mit dem Landesamt für Archäologie Sachsen, dem Naturschutz und dem Sächsischen Oberbergamt zusammen. Besonders wichtig sind dabei die bergmännischen Kenntnisse der Vereinsmitglieder und ihr Anliegen, die verschiedenen Schutzaspekte in Einklang zu bringen. Gleichzeitig ist die Expertise der Vereinsmitglieder als orts- und fachkundige Geländekenner bei den verschiedenen Landesbehörden und in Forschungsprojekten gefragt.

Heute zählt der Verein „Kirchberger Natur- und Heimatfreunde“ über 100 Mitglieder und ist mit großem persönlichem Einsatz tätig. Bisher hat der Verein rund 40 000 Stunden ehrenamtliche Arbeit für das archäologische Denkmal Hoher Forst geleistet. Unter Einsatz eigener Arbeit und Mittel sowie durch Einwerbung von Fördermitteln entstanden ein Natur- und Bergbaulehrpfad, ein Besucherbergwerk, der sog. Zechenplatz, ein Veranstaltungsgelände als Ausgangspunkt vieler Vermittlungsaktivitäten, das Vereinsbergwerk „Engländerstolln“ und eine Schutzhütte mit Naturschutzstation, das „Huthaus“.

Besucher werden von den Vereinsmitgliedern betreut, geführt und mit großer Begeisterung in die Bergbaugeschichte eingeführt. Bei den „Bergbau-Erlebnistagen im Erzgebirge“ konnte der Verein 2019 fast 3 000 Besucher begrüßen. Dem Engagement und der tatkräftigen Unterstützung des Vereines ist es zudem maßgeblich zu verdanken, dass dieses bedeutende archäologische Denkmal 2019 Bestandteil des grenzüberschreitenden UNESCO-Welterbes „Montanregion Erzgebirge/ Krušnohoří“ geworden ist.

Selbstdarstellung

Bergbaulandschaft Hoher Forst

Der Hohe Forst ist ein Waldgebiet am westlichen Ende des Erzgebirges und liegt direkt an der Silberstraße zwischen Zwickau und Schneeberg. Dieses Gebiet zählt zu den ältesten Bergbauregionen in Sachsen und gehörte ab 1157 zur Herrschaft Wiesenburg. Durch die regen Tätigkeiten, vor allem im Montanwesen, der Vögte von Weida entstand die Bergstadt Fürstenberg mit einer Turmhügelburg die dazugehörige älteste bekannte Urkunde ist aus dem Jahre 1316. Auf dem circa 84ha großen Bodendenkmal, seit 1939, findet man heute noch die Zeitzeugen der über 800-jährigen Bergbaugeschichte. Wir, die Kirchberger Natur- und Heimatfreunde, gründeten uns als AG Natur und Umwelt im Jahr 1987 und wurden 1990 eine Ortsgruppe des NABU Deutschlands. Die Vorliebe der Fledermäuse und anderen Kleintieren, alte Bergwerksstolln als Winterquartiere zu nutzen, führte uns letztendlich in den Hohen Forst, dessen Geschichte weitestgehend im Dunkeln lag. Daraus folgte, dass sich zu dem Fachbereich Natur- und Artenschutz, die Bereiche Heimatgeschichte und Bergbau bildeten. Es wurde geforscht in Archiven zur Regional- und Bergbaugeschichte, um an theoretische Grundlagen zu kommen und diese zu konkretisieren. Jetzt wussten wir mehr zu den Strukturen, die hier zu finden sind. Dies hat uns begeistert und ja, sowas muss für kommende Generationen erhalten, die Geschichte bewahrt und die Natur mit einbezogen werden. In Zusammenarbeit mit dem Sachsenforst, dem Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege, dem Oberbergamt und des NABU Sachsen entwickeln wir den Hohen Forst zu einem touristischen Highlight. Es wurde von der Treuhand das Haldengelände des „Engländerstollns“ mit dessen verwahrten Mundloch gekauft, da wir jetzt wussten, dass wir darüber in die Altbergbaubereiche des Martin-Römer-Stolln, aus dem 13. Jh. gelangen. Danach haben wir unseren 6,2 km langen Natur- und Bergbaulehrpfad mit Schautafel zur Geschichte, Bergbau sowie Flora und Fauna ausgeschildert und mit Sitzgruppen gestaltet, das Vereinsgrundstück in Schuss gebracht, die Verwahrung des „Engländerstollns“ entfernt und diesen als Vereinsbergwerk ausgebaut und das größte Fledermauswinterquartier im südlichen Landkreis Zwickau geschaffen. 2014 ist unser „Huthaus“ entstanden und dient als NABU Naturschutzstation, Wanderrastplatz und zentraler Ausgangspunkt unserer Arbeiten im Hohen Forst. 2003 traten wir dem Sächsischen Landesverband der Bergmanns- Hütten- und Knappenvereine e. V. bei, mit der im gleichen Jahr gegründeten Bergbrüderschaft. 2006 stellten wir den Antrag bei der TU Bergakademie Freiberg mit der Bitte, den Hohen Forst als Bestandteil in die Antragsliste Weltkulturerbe „Montanregion Erzgebirge“ aufzunehmen und meisterten alle damit verbundenen Sondierungs-Hürden. Seit 2019 ist der Hohe Forst Bestandteil des UNESCO Weltkulturerbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří. Bergbaulandschaft „Hoher Forst“ oder anders gesagt: Bergbau, Naturschutz, Heimatgeschichte, Denkmalpflege und Traditionspflege, das sind die Aufgaben und Ziele unseres Vereins seit über 30 Jahren.