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Die Silberne Halbkugel,

Martin Maleschka
Silberne Halbkugel 2024 – Martin Maleschka © Denise Schmidt

Martin Maleschka © Denise Schmidt/ @d.nietze_fotografie, 2023

Würdigung

So manche(r) wird sich vielleicht fragen, was jemanden, der zum Zeitpunkt des Mauerfalls sieben Jahre alt war, dazu bewegt, sich mit den baukulturellen Hinterlassenschaften der DDR zu beschäftigen.
Zu diesen Hinterlassenschaften gehört eine ungeheure Anzahl an baugebundener und baubezogener Kunst als Bestandteil des damaligen Baugeschehens im Osten Deutschlands, ob als Wandbild, Raumteiler, Plastik, Mosaik oder Wasserspiel. Lange Zeit galt dieses baukulturelle Erbe der DDR als ideologisch belastet. Kunst am Bau aus DDR-Zeiten wurde nach der Wende oft ignoriert oder zerstört; viele Werke drohen nach wie vor zu verfallen.
Der Fotograf, Autor, Künstler, Dokumentarist, Baukulturvermittler Martin Maleschka hat sich an vielen Orten im Osten Deutschlands auf Spurensuche nach diesem baukulturellen Erbe begeben und sich damit einem Thema verschrieben, das emotional sehr aufgeladen ist. Martin Maleschka hat es sich zur Aufgabe gemacht, gefährdeten Objekten nachzuspüren und diese fotografisch zu erfassen. Seit 20 Jahren dokumentiert er baukulturelle Zeugnisse der DDR, die zum Alltag in der DDR zwischen Thüringer Wald und Ostsee dazugehörten. Inzwischen gilt er als anerkannter Experte auf dem Gebiet der Nachkriegsarchitektur und Stadtentwicklung in der DDR.
Über die Jahre hat er die derzeit umfangreichste Bild-Dokumentation von baubezogener Kunst der DDR aufgebaut. Er bewahrt damit auch ein Stück Zeitgeschichte, die sich in der Baukultur der Ostmoderne dokumentiert, auch wenn er damit polarisiert. Mit seinem bemerkenswerten Engagement für das baukulturelle Erbe der DDR fordert er auf, genauer hinzusehen und sich aktiv mit der gebauten Umwelt auseinanderzusetzen. Dabei gelingt es ihm, auch junge Menschen mitzunehmen und für Baukultur zu begeistern. Und letztlich kämpft er nicht nur gegen den Verlust von baukulturellem Erbe, sondern auch gegen Identitätsverlust im Osten Deutschlands – durchaus im Sinne von Denk-Mal.
Dank seiner beharrlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Kunst am Bau der Ostmoderne hat dieses inzwischen eine neue Aufmerksamkeit gefunden – nicht nur in der Denkmalpflege, sondern auch im politischen Raum – mit der Folge, dass es inzwischen sogar Förderprogramme für den Erhalt bewahrenswerter Zeugnisse dieser Zeitepoche gibt, ohne in Nostalgie zu verfallen und den kritischen Blick für DDR-Geschichte zu verlieren.
Martin Maleschka sagt von sich selbst, dass ihn der Abriss vieler DDR-Bauten nach der Wende bis heute geprägt habe. Und so ist die Suche nach Zeugnissen der Baukultur vielleicht auch ein wenig Suche nach sich selbst. Mit der Silbernen Halbkugel wird das ungewöhnliche Wirken Martin Maleschkas für ein ungewöhnliches Thema gewürdigt. Hierfür unseren Dank und unseren herzlichen Glückwunsch!

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Selbstdarstellung

Martin Maleschka wurde am Tag der Arbeit 1982 in Eisenhüttenstadt geboren. Aufgewachsen in den 1980er-Jahren in der ersten sozialistischen Stadt auf deutschem Boden, prägten ihn Bauten der nationalen Bautradition aus den frühen 1950er-Jahren gleichermaßen wie Neubausiedlungen der späten DDR in Großtafelbauweise am Stadtrand.
An der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg studierte er Architektur, zugleich wuchs seine Begeisterung für Fotografie. Seitdem verbindet Martin Maleschka beide Leidenschaften und ist längst zu einem der versiertesten Kenner und Dokumentare ostmoderner Architektur und baubezogener Kunst der DDR geworden. Getrieben durch persönliche Erfahrungen des noch immer in seiner Heimatstadt Eisenhüttenstadt greifendem Stadtumbauprogramms – bei dem drei seiner Wohnorte abgebrochen wurden – dokumentiert er seit mehr als zwei Jahrzehnten gegen das Verschwinden des baukünstlerischen Erbes der DDR an.
Mit Lesungen, bei Diskussionsrunden, in Workshops, mit Publikationen, in Ausstellungen und seiner Präsenz in den sozialen Netzwerken leistet er einen wichtigen und gewichtigen Beitrag zur Sichtbarmachung einer nach 1990 geringgeschätzten Baukultur. 2019 erschien sein erstes Buch „DDR. Baubezogene Kunst – Kunst im öffentlichen Raum 1950 bis 1990“, zwei Jahre später folgte der „Architekturführer Eisenhüttenstadt“. Maleschka lebt und arbeitet in seiner Geburtsstadt.

Entdecken Sie die Fotos auf Instagram: @baubezogenekunstddr