Die Silberne Halbkugel,
Thomas Wäsche © Lucas Schwalbe
Würdigung
Die Suche nach nützlichen und notwendigen Rohstoffen begleitet die Menschheit seit ihrem Beginn. Liegen sie eingebettet in anderen Erdschichten, wurden Wege gefunden, sie dort herauszulösen und abzubauen. Zunächst dort, wo sie an Hängen auf natürliche Weise an die Oberfläche kamen, „ausstreichen“ – wie der Bergmann sagt -, später durch planmäßigen und systematisch organisierten Abbau unter Tage. Die Ausbeute der Bergwerke wurde in aufwendigen Verfahren und in spezialisierten Betrieben über Tage für die Weiterverwendung und den Transport aufbereitet.
Thomas Wäsche, eigentlich gelernter Elektroingenieur und ehrenamtlich Beauftragter für archäologische Denkmalpflege, hat sich diesem montanarchäologischen Erbe seit vielen Jahren voll und ganz verschrieben. Die Spuren des Bergbaus, in Deutschland nahezu durchgehend vom 13. bis ins 21. Jahrhundert hinein betrieben, prägen mit ihren Pingen und Halden, Mundlöchern und Bauwerken die Landschaften Deutschlands, zeugen von großartigen technischen Leistungen und wirtschaftlicher Vernetzung weit über Ländergrenzen hinweg. In seiner Heimatregion beschäftigt sich Thomas Wäsche vor allem mit dem Kupferschieferabbau in der Mansfelder und Sangerhäuser Mulde. Es ist die Kernregion des Kupferschieferbergbaus in Deutschland. Kupferablagerungen, hier eingebettet in ein über 250 Millionen Jahre altes Tonsediment, wurden dort spätestens seit dem
13. Jahrhundert abgebaut.
Sowohl die Abbaumethoden selbst, die dafür notwendigen bergbaulichen und wassertechnischen Anlagen wie auch die Verhüttung der Erze in unmittelbarer Nähe stellen komplexe technische Prozesse dar, in die sich Thomas Wäsche intensiv eingearbeitet hat. Heute ist er zu einem ausgezeichneten Kenner der Montanarchäologie seiner Region geworden. In enger Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt hat er ein herausragendes Denkmal des Montanwesens und der Wasserkunst des späten 18. Jahrhunderts, die Neue Hütte in Wimmelburg, vor dem Abriss der obertägigen Bauteile sorgfältig dokumentiert, technische Abläufe rekonstruiert und archäologische Untersuchungen im Hüttengebäude durchgeführt. Dies ging auf seine Initiative zurück, war doch abzusehen, dass das Hüttenhaus nicht erhalten werden konnte. So konnte er die Geschichte der Hütte rekonstruieren und publizieren. Seit 2017 beschäftigen ihn, neben vielen anderen montanarchäologischen Denkmälern im Gelände, v. a. der Röhrig-Schacht in Wettelrode bei Sangershausen. Hier hat er auch die ehrenamtliche Leitung des Schaubergwerks übernommen. Nebenbei veröffentlicht er seine Forschungen und hat sein großes Wissen auch in das Denkmalverzeichnis seiner Region eingebracht.
Herr Wäsche zeigt auf beispielhafte Weise, wie die archäologische Denkmalpflege von einem kompetenten und breit aufgestellten ehrenamtliches Engagement profitieren kann und wie wiederum bürgerschaftliche Initiative die heimische Geschichte sichtbar und für alle erfahrbar in Wert setzen kann.
Für sein vorbildliches Wirken in der archäologischen Denkmalpflege wird Herrn Thomas Wäsche die Silberne Halbkugel verliehen.
Selbstdarstellung
Thomas Wäsche geboren in Lutherstadt Eisleben hat nach dem Besuch der Polytechnischen Oberschule eine handwerkliche Berufsausbildung als Elektroinstallateur und später zum Informatik-Kaufmann absolviert.
Als Mitarbeiter „Film- und Foto-Dokumentation“ der Stadtsanierung Eisleben bekam er erstmals Kontakt zur Stadtarchäologie. Später als Grabungs-Mitarbeiter (Zeichner, Fotograf und Techniker) beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt und Grabungsleiter in Thüringen ist er seit 2000 Leiter des Schaubergwerks Röhrigschacht und des dortigen Museums und ehrenamtlicher Gästeführer. Seit 2010 ist er ehrenamtlicher Beauftragter der archäologischen Denkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt mit den Hauptgebieten Montanarchäologie im Mansfelder Raum, Stadtarchäologie Eisleben.
Sein frühzeitiges Interesse an Architektur- und Landschafts-Fotografie, (Heimat-) Geschichte und Natur fließen in seine zahlreichen Aktivitäten und Veröffentlichungen mit ein:
- Forschungen zu Trinkwassergewinnungsanlagen im regionalen mittelalterlichen und neuzeitlichen Bergbau
- ehrenamtliche Grabung im Objekt „Neue Hütte“ ab 2012
- Dokumentarfilm zu „150 Jahre Röhrigschacht Wettelrode“ zusammen mit Christoph Dammann
- Ausstellungen zum Mansfelder Bergbau mit Untertagefotografien
- Gründung der „Mansfeldischen Bergforschenden Gesellschaft“ in Eisleben und Übernahme eines der beiden Vorstandsvorsitze
- Mitgliedschaften in zahlreichen fachbezogenen Vereinen
- Geschäftsführer des „Landesverbands der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine Sachsen-Anhalt e. V.“
- Veröffentlichung über die Stadtmauern und die Wasserversorgung Eislebens mit den Fachrichtungen Architektur, Archäologie, Wasserwirtschaft, Stadtgeschichte, Technik
In Anerkennung seiner zahlreichen Verdienste wurde ihm 2015 der Landesdenkmalpreis Sachsen-Anhalts und 2022 die „Goldene Rose der Stadt Sangerhausen“ für besondere Verdienste bei der Vermittlung der regionalen Bergbautradition verliehen.