Die Silberne Halbkugel,
Vorstand Rundlingsverein
Würdigung
Seit über 50 Jahren setzt sich der „Verein zur Förderung des Wendlandhofes Lübeln und der Rundlinge“ auf herausragende Weise für den Erhalt, die Erforschung und die Belebung der einzigartigen Siedlungsform im Wendland ein. Als Reaktion auf die gesellschaftlichen und siedlungsräumlichen Veränderungen in der ländlichen Region 1969 gegründet, suchen und finden seine engagierten Mitglieder seitdem eine Vielzahl denkmalgerechter Lösungen zum Erhalt und zur Weiterentwicklung des historischen Baubestands. Diesem Jahrzehnte andauernden, bürgerschaftlichen Engagement ist es zu verdanken, dass ein Großteil der wertvollen Langhäuser in ihrer einzigartigen Anordnung bis heute als Wohn- und Arbeitsort genutzt werden können.
Der Verein folgt dabei seit Gründung dem klaren Leitgedanken, neben dem Erhalt des baulichen Erbes der Rundlingslandschaft auch dessen Wertschätzung und Vermittlung zu fördern. Am jährlichen „Rundlingstag“ verleiht der Verein dafür eine Hausplakette für ein gelungenes Sanierungsprojekt an einem denkmalgeschützten Gebäude im Wendland. Mit dem Rundlingsmuseum in Lübeln und seinem umfassenden Programm hat der Verein der Region selbst einen Ort gestiftet, der sowohl Ansässige wie auch Besucher einlädt, alle Facetten der historischen Runddörfer zu entdecken. Das digital frei zugängliche Wendland-Archiv bietet eine zusätzliche Ebene zur Erforschung und Dokumentation der Regionalgeschichte. Daneben haben zahlreiche Vorträge, wissenschaftliche Publikationen und diverse Veranstaltungen zur Stärkung der öffentlichen Wahrnehmung und Wertschätzung beigetragen.
Dem Rundlingsverein e. V. ist es mit seiner gelebten Denkmalpflege gelungen, eine Brücke zwischen der Anwohnerschaft, dem Landkreis Lüchow-Dannenberg und den zuständigen Denkmalschutzbehörden zu schlagen und dabei selbst die eigene Position als unabhängiger Mittler zu wahren. Diese Professionalität des Vereins mündet seit 2012 in der tatkräftigen Unterstützung beim Nominierungsverfahren zum UNESCO-Weltkulturerbe der „Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland“. Der aktuell achtköpfige Vereinsvorstand unter der 1. Vorsitzenden Frau Ilka Burkhardt-Liebig und dem 2. Vorsitzenden Herrn Burghard Kulow stellt sich dabei gemeinsam mit dem Landkreis, der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) und dem Institute for Heritage Management dieser zukunftsweisenden Aufgabe.
Mit der heutigen Verleihung der Silbernen Halbkugel wird der „Verein zur Förderung des Wendlandhofes Lübeln und der Rundlinge e. V.“ für das seit mehr als 50 Jahren andauernde herausragende Engagement für die Rundlingslandschaft im Wendland geehrt.
Selbstdarstellung
Der Rundlingsverein e. V. engagiert sich für den Schutz der historischen Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland, seiner ländlichen Architektur und der Weiterentwicklung des Lebens in den Rundlingen im Wendland.
„Rettet die Rundlinge“, so lautete 1969 der Gründungsaufruf zum „Verein zur Erhaltung von Rundlingen in hannoverschen Wendland“. Bereits damals war klar, dass es nicht gelingen kann, alle 210 Rundlinge im Landkreis Lüchow-Dannenberg zu erhalten. Nach Inkrafttreten des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes auch für den ländlichen Raum verlagerte sich die Schwerpunktarbeit auf die Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit und Errichtung eines Freilichtmuseums auf einer ehemaligen Hofstelle und mit den zur Hofstelle gehörenden Gebäuden eines Dreiständerhallenhauses von 1733, eines späteren Vierständerhallenhauses von 1823 und einem Schweinestall von 1887 im Rundling Lübeln. Entsprechend änderten sich die Satzung und der Vereinsname in „Verein zur Förderung des Wendlandhofes Lübeln und der Rundlinge e. V.“ Nach Aufbau des Freilichtmuseums konnte sich der Verein neben der Rolle als Förderverein für das Museum wieder verstärkt dem Erhalt und Schutz der Rundlinge widmen und nahm dies 2013 als Kooperationspartner der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) im Antrag auf Anerkennung einer Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland als UNESCO-Weltkulturerbe neu in die Satzung auf. Mit dem Schwerpunkt der Siedlungslandschaft widmet sich der Verein auch anderen Themen der historischen Kulturlandschaft wie Kirch-, Toten- und Schulwegen, Feldsteinkapellen und -kirchen vor den Rundlingen, Sand-, Lehm und Röthekuhlen, Inschriften und Spruchbalken an Gebäuden in den Rundlingen, wendländische Trauregister, wüst gefallene Hofstellen, Wüstungsforschung, kulturelles Erbe aus der slawischen (wendischen) Vergangenheit, um nur einiges zu nennen.
Seit seiner Gründung 1969 führt der Rundlingsverein konsequent Maßnahmen und Projekte durch zum Erhalt der Siedlungsform, zum Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude in den Rundlingen, zum Schutz des kulturellen Erbes und zur Dorfentwicklung unter sich verändernden Rahmenbedingungen in den Rundlingen – auch außerhalb des geplanten Gebietes für die Anerkennung als Weltkulturerbe.
Besondere Schwerpunkte seiner Arbeit im Denkmalschutz sind
- Öffentlichkeitsarbeit durch Veranstaltungen und Mitwirkung an öffentlichen Medien www.rundlingsverein.de und für an Rundlingen Interessierte www.rundling.de
- Die Rundlingsbroschüren enthalten einen historischen Teil von der Gründung bis zur Verkoppelung sowie Schwerpunktthemen zur Entwicklung ab 1900, die zusammen mit den Dorfgemeinschaften erstellt werden. Außerdem gibt es Broschüren zu Spezialthemen wie „Historische Gärten im Wendland“ sowie „Hausinschriften und Ornamente im Wendland“. Die Reihe wird laufend fortgesetzt.
- Verleihung einer Plakette für Vorbildliche Gebäudesanierung. Diese Plakette wird in Kooperation mit der Unteren Denkmalbehörde verliehen. Die Dokumentation der jeweils ausgezeichneten Gebäude ist über die Vereinswebsite einzusehen.
- Daneben werden Forschungsprojekte durchgeführt bzw. initiiert. Ein gerade abgeschlossenes Projekt „Spuren der Christianisierung im Wendland“ war die dendrochronologische Untersuchung aller Feldsteinkapellen im Landkreis.
- Derzeit – durch Corona unterbrochen – wird in Zusammenarbeit mit Studierenden der Universitäten Halle und Leipzig an zwei Wüstungsprojekten geforscht sowie in einem Rundling nach archäologischen Spuren der Vorläuferbebauung im Rundling gesucht. In weiterer Bearbeitung befinden sich die Informationen über Inschriften und Trauregister, die in der Datenbank www.wendland-archiv.de veröffentlicht werden.
- In Kooperation mit der Interessengemeinschaft Bauernhaus (IGB Wendland) werden Dorfbegehungen durchgeführt, um die Bewohner für die ländliche Architektur und den Denkmalschutz zu sensibilisieren und private Eigentümer zu beraten.
- Der Rundlingsverein regt Bewohner denkmalgeschützter Niederdeutscher Hallenhäuser in den Rundlingen an, sich am jährlichen Denkmaltag zu beteiligen und initiiert über den Verein die Durchführung des Denkmaltages.
- Der Rundlingsverein agiert zusätzlich als Förderer des Rundlingsmuseums Lübeln, führt dort selbst Veranstaltungen mit Schulklassen durch, übernimmt Führungen und koordiniert derzeit die wissenschaftliche Begleitung für den Aufbau der neuen Rundlingsausstellung. Die ländliche Architektur und der Denkmalschutz sind dabei ein wichtiger Schwerpunkt.
- Zum Schutz des kulturellen Erbes im Wendland hat der Rundlingsverein zusammen mit der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) und dem Niedersächsischen Denkmalamt einen Antrag auf Anerkennung der Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland als UNESCO Weltkulturerbe gestellt. Die Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland fokussiert zu der besonderen Siedlungsform auch die Niederdeutschen Hallenhäuser und deren Nebengebäude auf der Hofstelle.