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Die Silberne Halbkugel,

Alexander Haus e. V. Potsdam
2023 DNK Silberne Halbkugel Alexander Haus e. V. Potsdam

Gruppenbild mit Bundeskanzler Olaf Scholz © André Wagner

Würdigung

1927 errichteten der praktische Arzt und Präsident der Berliner Ärztekammer, Dr. med. Alfred John Alexander und seine Frau Henny am nordwestlichen Ufer des Groß Glienicker Sees ein Sommerhaus für ihre sechsköpfige Familie. Das eingeschossige Holzhaus in Pfosten-Riegel-Konstruktion, außen mit leuchtenden Farben gestaltet, ist ein bedeutendes Zeugnis der „Wochenendhausbewegung“ im Großraum Berlin in den 1920er Jahren. Zum bauhistorischen kommen zeit- und sozialgeschichtliche Denkmalwerte: drei Familiengeschichten bezeugen auf eindrucksvolle Weise drei Kapitel deutscher Geschichte. Die Familie Alexander nutzte das Haus für zwanglose Zusammenkünfte mit illustren Gästen und als Rückzugsort vom Stadtleben. Im Jahre 1936 floh die Familie aufgrund der zunehmenden Verfolgung und Entrechtung jüdischer Bürger und der drohenden Verhaftung des Vaters nach England.
Danach „übernahmen“ der Komponist und Musikverleger Will Meisel und die Schauspielerin Eliza Illiard das Haus. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag das Grundstück unmittelbar an der innerdeutschen Grenze. 1961 trennte der Mauerbau das Haus vom See, der Grenzstreifen zerschnitt den Garten. Trotzdem wurde es bis 2003 bewohnt – viele Jahre sogar von zwei Familien.
Doch danach stand das Alexander Haus leer und verfiel. Der erste Besuch des britischen Urenkels der Familie Alexander mündete in eine Initiative zur Rettung des Hauses. Thomas Harding gründete mit der Unterstützung vieler Familienmitglieder den Alexander Haus e. V. Neben baulichen Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen beförderte der Verein die Eintragung als Baudenkmal in 2014.
Unter hohem persönlichem Einsatz der Vereinsmitglieder, durch Spenden und durch öffentlichen Fördermittel wurden die Sanierungsarbeiten 2019 abgeschlossen. Überformende Ergänzungen waren entfernt, bauzeitliche Befunde gesichert und ein Maximum an Originalsubstanz erhalten worden.
Durch eine langfristige Nutzungsvereinbarung mit der Stadt Potsdam wird das Alexander Haus museal und als Bildungsstätte genutzt. Die wiederhergestellte Raumstruktur und Farbigkeit, Bild- und Textdokumente sowie zeitgenössische Exponate stellen die fast 100jährige Geschichte des Hauses und seiner Bewohner anschaulich dar.
Mit der Verleihung der Silbernen Halbkugel wird der Verein Alexander Haus e. V.in Potsdam für die behutsame Sanierung, die vorbildliche Denkmalvermittlung und die Initiativen für internationale Begegnung im Zeichen der Versöhnung geehrt.

Selbstdarstellung

Der Alexander Haus e. V. wurde 2013 von Ortsanwohnern aus Groß Glienicke und Mitgliedern der Familie Alexander gegründet. Unser Ziel ist es, das Alexander Haus als einen Ort für Bildung und Versöhnung zu entwickeln und es als einmaligen Erinnerungs-, Lern- und Diskursort des interreligiös-weltanschaulichen Dialogs zu entwickeln. Der erste Schritt, die Restaurierung des Sommerhauses ist fast abgeschlossen. Das Sommerhaus ist wieder ein Juwel am Ufer des Groß Glienicker Sees und sieht einer hellen Zukunft entgegen.
Unser Verein arbeitet mit vielen Menschen vor Ort, Verbänden und internationalen Partnern zusammen. Unterstützt werden wir von kommunalen, Landes- und Bundesbehörden sowie internationalen Organisationen und Stiftungen.
Vor kurzem haben Bundeskanzler Olaf Scholz und die brandenburgische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Manja Schüle, uns besucht. „Wichtig, bedeutend und unbedingt unterstützenswert“ – so fasste der Bundeskanzler seine Eindrücke vom Alexander Haus zusammen. Er zeigte sich beeindruckt von den Plänen für ein vom Architekten David Chipperfield entworfenes Seminarhaus. „Für das Land Brandenburg ist es eine besondere Freude, sich am Gelingen des Alexander Hauses beteiligen zu können, einem Ort, der auf einmalige Weise Geschichte, Gegenwart und Zukunft verbindet“, so Manja Schüle.
Während seines Besuchs führten Olaf Scholz und Manja Schüle Gespräche mit jungen europäischen Führungskräften, die sich im Netzwerk „Dialogperspektiven“ für den interreligiös-weltanschaulichen Dialog einsetzen. Sie diskutierten die Notwendigkeit eines offenen Austauschs, um die Vielfalt der Glaubensrichtungen und Weltanschauungen besser zu verstehen und gemeinsam an Lösungen für globale Herausforderungen zu arbeiten.
„Dialogperspektiven. Religionen und Weltanschauungen im Gespräch“ ist ein Programm von DialoguePerspectives e. V., einer europäischen Plattform zur Stärkung der pluralen Gesellschaft. Sie entwickelt und realisiert zivilgesellschaftliche Programme. „Eine besondere Rolle für das Gelingen unserer Arbeit spielen Orte wie das Alexander Haus“, sagte Hannan Salamat, Vorstand der „Dialogperspektiven“. „Zukunft zu gestalten braucht Safe Spaces, die zu Brave Spaces werden. Und das ist die Vision des Alexander Hauses“.
In seiner Ansprache betonte Thomas Harding, Nachfahre der Familie Alexander die Bedeutung des Alexander Hauses für eine offene und tolerante Gesellschaft: „Das Alexander Haus kann eine wegweisende Plattform sein, die Menschen aus ganz Europa zusammenbringt. Ich bin beeindruckt von der Energie und dem Engagement der Menschen, die hier zusammenkommen, um einen Raum für einen fruchtbaren und respektvollen Dialog zu schaffen.“

www.alexanderhaus.org
www.dialogueperspectives.org