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Die Silberne Halbkugel,

Heimatbund Bad Dürrenberg e. V.
2020 DNK Silberne Halbkugel Heimatverbund Bad Duerrenberg e. V.

Der Heimatbund Bad Dürrenberg e. V. zum 250. Brunnenfest © privat

Würdigung

Der Heimatbund Bad Dürrenberg e. V. hat sich seit der Wiedervereinigung Deutschlands bis heute der Denkmal-, Traditions- und Brauchtumspflege verschrieben. Hauptanliegen des Vereins, der im Jahr 2015 die Initiative „Wir für unser Gradierwerk“ ins Leben gerufen hat, ist die Erhaltung des unter Denkmalschutz stehenden und in Europa einzigartigen technischen Bauwerkes, des Gradierwerkes der Saline in Bad Dürrenberg.

Die Stadt Bad Dürrenberg, im Saalekreis zwischen Leipzig, Merseburg und Weißenfels in Sachsen-Anhalt gelegen, verfügt über die längste Gradieranlage Deutschlands – diese ab dem Jahr 1760 in mehreren Stufen errichtete Anlage zur Verrieselung von Sole und zur Salzproduktion misst über 636 Meter Länge. Von ehemals fünf Gradierwerken sind noch drei Gradierwerke mit ihren Verbindungsbauten im Bereich des Kurparks in Bad Dürrenberg erhalten.

Ihr einzigartiger Wert ist darin zu sehen, dass die Gradiergebäude in konstruktiver Hinsicht noch weitestgehend die Authentizität von Beginn des 19. Jahrhunderts bewahrt haben. Diese Einzigartigkeit führte unter anderem zur Aufnahme in die Route der Europäischen Industriekultur.

Der Heimatbund Bad Dürrenberg e. V. hat sich seit weit über 20 Jahren in besonderer Art und Weise um den Erhalt dieses technischen Baudenkmals verdient gemacht. Das Engagement des Vereins und seiner rund 40 Mitglieder geht hierbei weit über das übliche ehrenamtliche Engagement hinaus. So rückt der Verein das Gradierwerk und weitere Zeugnisse und Denkmale der Salinengeschichte immer wieder in das Bewusstsein der Öffentlichkeit, etwa durch den Betrieb einer „Heimatstube“, alljährliche Brunnenfeste, die an die Entdeckung der Solequellen erinnern, sowie regelmäßige Gradierwerksführungen.

Von besonderer Bedeutung ist aber die im Jahr 2015 ins Leben gerufene Initiative “Wir für unser Gradierwerk“. Ziel dieser Initiative war und ist die grundhafte Sanierung des sog. Querstücks des Gradierwerks und damit die langfristige Erhaltung und Sicherung des technischen Denkmals.

Durch vielfältige Aktivitäten wie etwa die Durchführung von Benefizkonzerten, dem Verkauf von Souvenirs sowie der Einbindung der Stadt, der Kirche sowie weiterer privater Sponsoren konnte nicht nur die Öffentlichkeit für das Projekt „Rettung des Gradierwerks“ gewonnen, sondern auch der zwingend notwendige Eigenanteil erbracht werden, der im Ergebnis erst die erforderliche Fördermittelbereitstellung in Höhe von über 1,9 Millionen Euro an die Stadt Bad Dürrenberg ermöglicht hat. Ohne die langjährige Unterstützung durch den Heimatbund Bad Dürrenberg e. V. wäre dieser Erfolg nicht möglich und im Ergebnis die Erhaltung dieses beindruckenden Denkmals nicht möglich gewesen. Es handelt sich nach Auffassung der Jury um eine vorbildliche und in jedem Fall besondere denkmalpflegerische Leistung, die mit der Silbernen Halbkugel des Deutschen Preises für Denkmalschutz 2020 ausgezeichnet wird.

Selbstdarstellung

Bad Dürrenberg ist eine kleine Stadt an der A9/A38, zwischen Halle und Leipzig, an der Saale gelegen. Heute gehört es zu Sachsen-Anhalt und liegt direkt an der Grenze zu Sachsen.
Das war nicht immer so! Im 18. Jahrhundert war es ein Ort, gelegen an den ältesten Salinen Teuuditz und Kötzschau in Chursachsen – ein aufstrebender Staat, der seine Macht in Europa behaupten wollte. Doch irgendetwas fehlte ihm dazu. Es war das „weiße Gold“ SALZ.

Warum war es so wichtig? Man konnte damit Fleisch und Fisch pökeln. Diese Lebensmittel benötigte man, um seine Soldaten zu versorgen. Chursachsen war ein salzarmes Land, weil es keinen Zugang zum Meer hatte. Um Salz zu finden, bekam der Bergrat Johann Gottfried Borlach vom Churfürsten den Auftrag, die Solequellen im Churfürstentum zu „entblößen“.
Er taufte „Uff dem dürren Berge“ einen Soleschacht von 3 mal 3 Metern ab in 223 Metern Tiefe.
Die Arbeiten am Dürrenberger Soleschacht begannen 1744 und konnten 1763 erfolgreich beendet werden. Es wurde eine gewaltige Solequelle mit einem Salzgehalt von 10 % angeschossen.
10 %-ige Sole ist noch nicht siedewürdig. Aus diesem Grund werden Gradierwerke benötigt. Diese erhöhen die Konzentration des Salzes in der Sole auf circa 18 bis 22 %. Damit ist die Sole siedewürdig. So kann diese jetzt in die Siedepfannen gegeben werden. Dort wird das Wasser verdunstet und das so wichtige Salz darin gewonnen.

Bald begann der Bau des ersten Gradierwerkes und der ersten Siedehäuser. Im März 1765 verließ das erste Salz die Pfannen der neuen Chursächsischen Staatssaline. Es konnten bis zu maximal 27 000 Tonnen Salz im Jahr produziert werden. 1963 wurde die Salzproduktion in Bad Dürrenberg komplett eingestellt.

In Bad Dürrenberg betrug die maximale Länge der Gradierwerke insgesamt 1 887 Meter.
Ein Gradierwerk ist ein Verschleißbauwerk. Früher, im vollen Betrieb, war eine Erneuerung alle 10 – 15 Jahre notwendig. Heute, da es nicht mehr zur Produktion von Salz in Betrieb ist, muss es alle 20 bis 40 Jahre erneuert werden, wenn man es erhalten will.
Heute stehen noch 636 Meter vom Gradierwerk. Vor einigen Jahren wurde festgestellt, dass ein Zwischenstück mit einer Länge von circa 150 Metern verschlissen war und somit zwingend erneuert werden musste. Wir, der Heimatbund Bad Dürrenberg e. V. haben es zu unserer Aufgabe gemacht, die Stadt bei dieser immens schwierigen Aufgabe zu unterstützen. Nach Abzug aller Fördermittel verblieb ein Eigenanteil an der Finanzierung in Höhe von 240 000 €.

So haben wir uns als Verein Gedanken gemacht, wie wir die Stadt bei der Erbringung dieser finanziellen Leistung unterstützen können. In unserem Verein sind circa 40 Mitglieder tätig. Regelmäßig sind wir mit unserer transportablen Siedepfanne auf Stadtfesten unterwegs um den Leuten die Funktion des Gradierwerkes und das Salzsieden näher zu bringen. Dabei verkaufen wir unter anderem das so gewonnene Salz.

Auch außerhalb der Stadtgrenzen machen wir Werbung für unser Gradierwerk, an welchem man so herrlich frische und gesunde Luft einatmen kann. Von Ostern bis in den Herbst hinein stehen Vereinsmitglieder ehrenamtlich sonn- und feiertags am Gradierwerk, um den Besuchern von Bad Dürrenberg dieses näher zu bringen.

Weiterhin werden auf Anfrage auch Führungen am und auf dem Gradierwerk sowie durch unseren schönen Kurpark angeboten. In 2015 wurde das Projekt „Wir für unser Gradierwerk“ durch den Heimatbund ins Leben gerufen.
Wir hatten die Idee, ein Weihnachts-Benefizkonzert durchzuführen und in diesem Rahmen Spenden für den Erhalt des Gradierwerkes zu sammeln. Im Dezember 2015 konnten wir mit Unterstützung vieler einheimischer Vereine, der Kirchgemeinde Keuchberg, der Stadt Bad Dürrenberg und vielen Bürgern der Stadt dieses Projekt starten.
Es war sehr erfolgreich und so fand es in mehreren Jahren seine Fortsetzung und dabei konnte eine beträchtliche Summe für das Vorhaben „Wir für unser Gradierwerk“ gesammelt werden.

Da weitere Abschnitte des Gradierwerkes sicherlich irgendwann auch einer Erneuerung bedürfen, werden wir weiterhin mit vielen ehrenamtlichen Aktionen versuchen, viele Gelder einzusammeln und so auch weiterhin auf unser Gradierwerk aufmerksam machen.
Es gibt neben dem Gradierwerk, welchem natürlich unser Hauptaugenmerk gilt, weitere viele Dinge, die es lohnenswert sind, zu erhalten bzw. zu erneuern. So haben wir uns auch dem Nachbau der 1. Chursächsischen Dampfmaschine gewidmet. Auch hierfür haben wir viele ehrenamtliche Arbeit investiert. Weiterhin haben wir es zu unserer Aufgabe gemacht, die Heimatstube zu gestalten und zu erhalten.
Die Ehrung mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz ist für uns eine große Ehre und Ansporn zugleich für uns, alles Weitere zu tun, um unser schönes Gradierwerk zu erhalten.