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Medienpreis,

Kristina Sassenscheidt
2023 DNK Medienpreis Kristina Sassenscheidt

Kristina Sassenscheidt (4. von links) mit dem Denkmalverein Hamburg e. V.© Cordula Kropke

Würdigung

Eine Podcast-Reihe mit dem Titel „Denkmal im Wandern“ lässt viele Assoziationen zu: Ein wanderndes Denkmal? Eher nein. Vielleicht auch „Denk mal während des Wanderns“? Nein. Dann doch eher: Denkmäler begehen und sich ihre Geschichte anhören. Nach Lust, Laune und nach Wetter.
Dieses Format entwickelte Kristina Sassenscheidt, die Geschäftsführerin des Denkmalvereins Hamburg in enger Kooperation mit dem Hamburger Denkmalschutzamt und seinen Mitarbeitenden. Ihre Reihe ist die Denkmalführung ohne Rudelcharakter – zunächst aus der Not der Corona-Pandemie geboren. Hamburg ist gesetzt. Die Sprecherin Kristina Sassenscheidt ist gesetzt. Das Sujet ändert sich und mit ihm die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner vom Fach.
Denkmale à la carte: Mittlerweile sind es 15 Wanderungen. Zwischen einer guten halben Stunde und einer Stunde sollte man mitbringen. Nicht alle Routen sind barrierefrei, bei der einen oder anderen muss dann eine Station ausgelassen werden. Kaffeepausen sind jederzeit möglich, sofern der An/Aus Knopf funktioniert und das Smartphone genügend Strom hat.
Vom Eppendorfer Park bis zu Planten und Blomen, vom Gängeviertel zum Welterbe Kontorhausviertel. Sowohl der vornehme Bergedorfer Schlosspark als auch das weniger vornehme St. Pauli haben eigene Podcasts erhalten. Es begleitet auch mal der Großstadtlärm die beiden Flaneure. Als dritten, stillen Teilnehmer nehmen einen die beiden Reiseführer mit durch denkmalgeschützte Parks und Anlagen ihrer Stadt.
Stadtreisen für Kenner der Alstermetropole, für solche die es werden wollen und für Touristen, die neben der obligatorischen Hafenrundfahrt auch mal sehen wollen, wo Hamburg noch wie vor 100 Jahren aussieht – im Generalsviertel, Ende des 19. Jahrhunderts erschlossen, benannt nach der preußischen Generalität. Christoph Bartsch, Chef der „städtebaulichen Denkmalpflege“, berichtet, dass nicht nur Häuser, sondern auch Straßenpflaster, Bürgersteige und Vorgärten unter Schutz gestellt werden, um ein Ensemble zu erhalten. Man lernt, wo sich Umwelt- und Denkmalschutz in die Quere kommen – wo historischer Baumbewuchs „aus dem Ruder gelaufen ist“, weil große Bäume im Sommer das Wohnen in den engen Straßen noch dunkler machen.
Dankenswerter Weise gibt es auch zu jeder Tour einen schriftlichen Appetithappen, der ins Thema einführt. „Staatsbauten am Wallring“ zum Beispiel setzt sich mit der Frage auseinander, wie man denkmalgeschützte Kulturbauten modernisiert. Wer mit Laeiszhalle und Deichtorhalle noch nichts anzufangen wusste, weiß es danach. Er und sie erfährt den Unterschied zwischen Staats- und Profanbauten und lernt, welche Mühen es kostet, Denkmale „am Leben“ zu erhalten. In Zeiten knapper Kassen eine besondere Herausforderung für Denkmalschützer.
Im Interesse dieser Denkmalvermittlung durch Podcasts und im Interesse aller neugierigen Wanderer kommen hoffentlich weitere „Denkmale im Wandern“ dazu. Diese Art der Tourengängerei hat viele Nachahmer verdient – und wie es sich für eine Podcast gehört – viele Follower. Kristina Sassenscheidt, ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern der guten Allianz aus Amt und Ehrenamt gebührt der Medienpreis des Deutschen Preises für Denkmalschutz des Jahres 2023 für ihr innovatives und begeisterndes neues Format.

Hier finden Sie den Podcast

Biografien

Kristina Sassenscheidt

Kristina Sassenscheidt, in Hamburg geboren, studierte Architektur an der TU Berlin. 2007–2014 baute sie die Öffentlichkeitsarbeit im Denkmalschutzamt der Freien und Hansestadt Hamburg auf und war ehrenamtlich im Gängeviertel aktiv. Nach ihrer Elternzeit verantwortete sie 2016–2018 das Fundraising für die Genossenschaft fux eG in der ehemaligen Viktoria-Kaserne und war Vorsitzende des Denkmalvereins Hamburg e. V. Seit März 2019 ist sie dessen Geschäftsführerin.

Denkmalverein Hamburg e. V.

Der Denkmalverein Hamburg e. V. engagiert sich für Denkmalvermittlung und einen stärkeren Denkmalschutz in Hamburg. Als bürgerschaftlich organisiertes und damit politisch unabhängiges Organ ist er seit 1982 aktiv: Er betreibt Presse- und Lobbyarbeit, regt die öffentliche Debatte an und fördert ein wachsendes Netzwerk aus Denkmal-Initiativen und -Interessierten. Die Mitglieder besichtigen regelmäßig Baudenkmäler, die nicht öffentlich zugänglich sind. Zu den vielfältigen Vermittlungsaktivitäten des Vereins gehört seit 2020 auch der Podcast „Denkmal im Wandern“, den der Verein in Kooperation mit dem Denkmalschutzamt produziert, um neue Zugänge zur Stadtgeschichte und zur Arbeit der Denkmalpflege zu schaffen.